Therapieverfahren bei Depressionsbehandlungen

Praxisschwerpunkt Depressionsbehandlung




Depressionen sind häufige Erkrankungen. Etwa 15% aller Menschen leiden mindestens einmal im Leben daran. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Neben einer depressiven Stimmungslage, die allerdings nicht immer vorhanden sein muss, sind Antriebs- und Interessenlosigkeit, Freudlosigkeit, Energiemangel, ein mangelndes Selbstwertgefühl, übertriebener Pessimismus und quälende Grübelneigungen typisch. Oft wird die Depression von körperlichen Symptomen begleitet, die gelegentlich auch ganz im Vordergrund stehen können. Typisch sind z.B. Schlafstörungen, innere Unruhe, Schmerzen und Appetitlosigkeit. Depressionen können die Lebensqualität erheblich vermindern und sind in schweren Fällen auch potentiell lebensbedrohlich (Suizidalität). 

Die Ursachen depressiver Erkrankungen sind so vielfältig, wie ihre Symptome. Gelegentlich lässt sich keine Ursache ausmachen (veralteter Begriff: „endogene Depression“). Oft werden Depressionen aber durch chronische Überlastungssituationen, z.B. am Arbeitsplatz oder durch die Pflege erkrankter Angehöriger ausgelöst. 

Nähere Informationen finden Sie hier: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

Ein Selbsttest ersetzt zwar keine Diagnose, kann aber Hinweise liefern: 

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest-offline


Wie wird eine Depression diagnostiziert?

Die Diagnose wird durch ein ausführliches ärztliches Gespräch mit psychiatrischer Exploration gestellt. Dabei kommen die einschlägigen Diagnosekriterien der International Classification of Diseases (ICD 10) zur Anwendung. Gelegentlich setzen wir ergänzend Fragebögen ein. Hilfreich ist oft auch die Befragung naher Angehöriger (Fremdanamnese). 


Andere Ursachen müssen ausgeschlossen werden!

Krankheiten wie Demenz, Schilddrüsenunterfunktion, Tumorleiden, verschiedene neurologische Erkrankungen, aber auch Medikamentennebenwirkung können die Symptomatik einer Depression imitieren. Der Ausschluss dieser Differentialdiagnosen erfolgt in unserer Praxis durch eine genaue Erhebung der Krankengeschichte, durch eine körperliche (neurologische und ggf. internistische) Untersuchung und eine Labordiagnostik (Bluttests). Bedarfsweise wird diese Untersuchung durch apparative Verfahren (EEG, MRT des Gehirns) ergänzt. 


Maßgeschneiderte Therapie nach dem Baukastenprinzip

Zur Behandlung stehen zahlreiche Instrumente zur Verfügung, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können (Baukastenprinzip). Die Wahl der Therapieverfahren wird bei uns immer individuell an die Bedürfnisse und Wünsche der Patientin / des Patienten angepasst. Dabei berücksichtigen wir die Art und Ausprägung der Symptome, Begleiterkrankungen, das soziale und berufliche Umfeld und vieles mehr.

Unsere Therapieverfahren bei Depressionsbehandlung



Ärztliche Aufklärung und Beratung

Eine ausführliche Aufklärung über das Wesen der Erkrankung, mögliche Auslöser und symptomlindernde Verhaltensweisen gehören fest zu unserem Behandlungskonzept. Wir beraten Sie individuell bezüglich der möglichen Behandlungsformen (Baukastenprinzip) und unterstützen Sie auch bei sozialmedizinischen Fragen wie Krankschreibung, Rehabilitationsmaßnahmen, beruflicher Wiedereingliederung u.v.m. 


Erst einmal nur beobachten 

Sind die Symptome der Depression nur leicht und ist die Ursache klar (und vielleicht auch schon beseitigt), reicht oft einfaches Abwarten und Beobachten. Oft bildet sich die Erkrankung von alleine zurück. 


Psychotherapie

Bei leichten und mittelschweren Depressionen ist eine Psychotherapie oft die Behandlungsmethode der Wahl. Dabei stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung:

  • Klassische Verhaltenstherapie
  • Kognitive Verhaltenstherapie
  • Systemische Therapie
  • Psychoanalyse 
  • u.v.a.

Bei der Auswahl des geeigneten Psychotherapieverfahrens beraten wir Sie gerne und unterstützen Sie ggf. auch bei der Suche nach einer Therapeutin oder einem Therapeuten. Die Suche kann allerdings langwierig sein und ist oft mit langen Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz verbunden. 


Antidepressiva

Es stehen eine große Zahl unterschiedlicher Antidepressiva zur Verfügung, die einen Mangel an Neurotransmittern im Gehirn ausgleichen und so die neurobiologischen Ursachen der Depression behandeln. Antidepressiva sind in aller Regel gut verträglich, machen nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Ihre Wirkung setzt zumeist erst nach 2 bis 3 Wochen ein. Hier ist etwas Geduld gefragt. Bei bestimmten, sehr seltenen vorkommenden Auffälligkeiten im EKG („long-QT-Syndrom“) dürfen diese Medikamente allerdings nicht oder nur mit Vorsicht gegeben werden. Daher schreiben wir immer vor Beginn einer antidepressiven Medikation ein EKG und kontrollieren dieses im Verlauf. Außerdem bestimmen wir den Wirkstoffspiegel im Blut („Drug-Monitoring“), um die individuell optimale Dosierung zu finden. Sollten dennoch einmal Nebenwirkungen auftreten, kann das Medikament jederzeit (möglichst aber nach ärztlicher Rücksprache) abgesetzt werden. Die Behandlung soll nach vollständiger Rückbildung der Depression noch einige Monate in geringerer Dosis weiter fortgeführt werden, um Rückfällen vorzubeugen, und kann danach in aller Regel beendet werden. 


Augmentation

Unter Augmentation versteht man die Verstärkung der Wirkung von Antidepressiva durch andere Medikamente, die nicht per se antidepressiv wirken. Diese müssen oft nur in sehr geringen Dosierungen verabreicht werden. Geeignet sind u.a. Aripiprazol, Quetiapin, Lithium oder auch niedrigdosiertes Schilddrüsenhormon. Die Wirkung setzt oft bereits nach kurzer Zeit ein. 


Lithium-Therapie

Die Depressionsbehandlung mit Lithium ist eines der ältesten – und immer noch wirksamsten – Therapieverfahren. Lithium wirkt antidepressiv, es verstärkt die Wirkung anderer Antidepressiva (Augmentation) und stabilisiert die Stimmung bei Depressionen und auch bei bipolaren Störungen, die durch wechselnde depressive und manische Phasen gekennzeichnet sind. Die Lithiumtherapie erfordert etwas Erfahrung, da das Medikament eine geringe therapeutische Breite aufweist und der Blutspiegel daher genau kontrolliert werden muss. Dann ist das Medikament allerdings gut verträglich. In unserer Praxis setzen wir Lithium zumeist dann ein, wenn klassische Antidepressiva nicht oder nicht ausreichend wirken. 


Ketamintherapie

Ketamin bzw. Esketamin ist seit Jahrzehnten als Schmerz- und Narkosemittel im Einsatz. Seine herausragende antidepressive Wirkung wurde allerdings erst spät erkannt und genutzt. Seit März 2023 ist die ambulante Behandlung mit Esketamin-Nasenspray (in Kombination mit einem „klassischen“ Antidepressivum) zugelassen. Im Gegensatz zu allen anderen antidepressiv wirkenden Medikamenten setzt die Wirkung von Esketamin praktisch sofort ein, was u.a. zur Behandlung akuter Suizidalität genutzt werden kann. Die Verabreichung darf nur in einem medizinischen Umfeld (z.B. einer Arztpraxis) und unter Überwachung erfolgen, da es in den ersten 2 Stunden zu leichten Blutdruckerhöhungen, Benommenheit und dissoziativen Zuständen führen kann, bei denen Patientinnen und Patienten oft das Gefühl haben, „neben sich zu stehen“. Diese Nebenwirkungen sind jedoch in aller Regel nur mäßig ausgeprägt und verschwinden wegen der kurzen Halbwertszeit des Wirkstoffs binnen 1 bis 2 Stunden vollständig. Die erheblichen Medikamentenkosten werden i.d.R. von gesetzlichen und privaten Kassen übernommen. Die Kosten der Überwachung werden nur von den privaten Kassen in ausreichendem Umfang erstattet. Diese Leistung bieten wir daher für Selbstzahler an. Die Behandlung erfolgt i.d.R. in den ersten 4 Wochen 2 x wöchentlich, danach 1x/Woche. Bitte beachten Sie, dass Sie nach der Behandlung bis zum nächsten Morgen nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen dürfen. 


Lichttherapie

Bei der saisonalen Depression („Winterdepression“) ist die Lichttherapie die Methode der Wahl. Setzen sich betroffene Patientinnen und Patienten täglich für 30 Minuten dem Licht einer speziellen Tageslichtlampe aus, bessert sich die Depression. Die Wirkung ist bei der saisonalen Depression mit der von Antidepressiva (z.B. Citalopram) vergleichbar. Wichtig ist, dass die Anwendung morgens erfolgt. Das Lichttherapiegerät sollte eine Leuchtkraft von mindestens 10 000 Lux aufbringen.

Bei allen anderen Formen der Depression kann die Lichttherapie unterstützend eingesetzt werden. Ihr Einsatz ist auch bei leichten Stimmungsschwankungen in der dunklen Jahreszeit und bei Schlafstörungen sinnvoll. Sie kann auch zur Vorbeugung eingesetzt werden. 

Lichttherapie bieten wir in unserer Praxis nicht an, da die Behandlung zweckmäßigerweise zu Hause erfolgen sollte. Wir empfehlen die Anschaffung eines eigenen Lichttherapiegerätes. Die Kosten sind überschaubar. 


Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)

Bei der rTMS handelt es sich um ein medikamentenfreies und hochwirksames Verfahren zur Therapie unterschiedlicher neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. In unserer Praxis wird die rTMS primär zur Behandlung von Depressionen, aber auch bei Demenz, chronischen Schmerzen und Sucht eingesetzt, da für diese Indikationsfelder ausgezeichnete wissenschaftliche Wirksamkeitsbelege vorliegen. Bei der rTMS werden mit einem Magnetfeld gezielt Teile der Großhirnrinde (Cortex) stimuliert. Die Behandlung wird i.d.R. über 6 Wochen einmal täglich durchgeführt und dauert jeweils nur wenige Minuten. Die Wirkung ist nachhaltig (zumeist über ein Jahr). Die Kosten berechnen sich nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und werden von privaten Kassen gelegentlich auf Antrag übernommen. Gesetzliche Krankenversicherungen übernehmen die Kosten i.d.R. nicht.  

Nähere Informationen zum Einsatz der rTMS bei Depressionen erhalten Sie hier ->>>


Tagesklinische, teilstationäre, stationäre Behandlung oder Rehabilitation

In seltenen Fällen lässt sich die Depression ambulant nicht ausreichend behandeln. Dann ist oft eine tagesklinische oder (teil)stationäre Behandlung sinnvoll. Hier beraten wir Sie gerne, helfen bei der Auswahl einer geeigneten Klinik und bei der Klärung der Kostenübernahme. 


Nachsorge

Ist die Depression überwunden, behalten wir unsere Patientinnen und Patienten gerne noch einige Zeit „im Blick“. Antidepressiva sollten nach Ende der Erkrankung noch für einige Monate weiter eingenommen werden, um Rückfällen vorzubeugen. Auch können Depressionen im Laufe des weiteren Lebens erneut auftreten. Daher vereinbaren wir auch nach Ende der Erkrankung gerne regelmäßige Nachsorgetermine in unserer Praxis. 


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